THEATERSPIELSTÄTTE TEIL III

Medienberichte zur Auftragsvergabe an Architekt Prof. Friedrich

NEUE WESTFÄLISCHE

Friedrich speckt sein Theater ab
Hamburger Architekt erarbeitet kleine Theaterlösung für 17,5 Millionen Euro
VON JEANETTE WEDEKING

Gütersloh. "Ist es richtig, dass Professor Friedrich bereit ist, gegen ein entsprechendes Entgeld eine abgespeckte Variante des Theaterbaus zu erstellen?", fragte Norbert Morkes (BfGT) in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses den Dezernenten Andreas Kimpel. "Ja, das ist richtig", lautete die knappe Antwort, hinter der sich bei genauer Betrachtung mehr verbirgt.

Am 3. Februar waren Baudezernent Josef-E. Löhr und Ratsbüroleiter Joachim Martensmeier zu Besuch beim Hamburger Architekten Professor Jörg Friedrich. Der erklärte sich nach dem Gespräch bereit, für rund 10.000 Euro eine "kleinere" Lösung zu erarbeiten, die dann als eine von sechs mög-lichen Varianten in die von der Verwaltung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie einfließen soll. Das Okay für diese zusätzliche Rechnung holte sich die Verwaltungsspitze zuvor von den Fraktionsvor-sitzenden ein.

Gestalterisch sind Herrn Friedrich keinerlei Vorgaben gemacht worden", sagt Kulturdezernent Andreas Kimpel gegenüber der NW. Ein finanzielles Limit hingegen haben die Abgesandten dem Architekten gesteckt, wie Kimpel auf Anfrage bestätigt. Mit der Obergrenze von 17,5 Millionen Euro soll Frie-drich arbeitet.

"Immerhin fünf Millionen Euro weniger als in den zuletzt vorgestellten Plänen", somit war Friedrichs größte Sorge, "ob man mit dieser Summe überhaupt ein Theater bauen kann." Er kann. Und er will. "Insgeheim arbeiten wir schon seit über einem Jahrzehnt an einer Lösung", so Friedrich, dem das Gütersloher Theater ans Herz gewachsen ist. "Es ist eines meiner liebsten Projekte", wohl aus diesem Grund ist er auch Mitglied des Theaterfördervereins.

Die neuen Pläne, die Jörg Friedrich gerade erstellt, sehen eine Modul-Lösung vor. "Jeder kann sich so viel Theater zusammenstellen, wie er benötigt und für richtig hält." Durch geschickte Reduzierung im Nebennutzungsbereich lasse sich der Kostenrahmen einhalten. Dazu gäbe es weitere Einheiten, auf die bei Bedarf verzichtet werden könne ("Wir erweitern den Kostenrahmen auch nach unten.").

"Die nächste Lösung wird besser", schwärmt der Hamburger und blickt auf seine vorherigen Entwürfe, die einst per Bürgerentscheid zu Fall gebracht wurden. Heute weiß der Architekt, dass der geplante Theaterneubau, mit dem er 2002 den Gütersloher Architektenwettbewerb gewann, "eigentlich zu groß für diese Stadt" war. Die Pläne seien geeignet gewesen für ein Theater mit eigenem Ensemble. Da das Gütersloher Haus aber auch in Zukunft auf Gastspiele ausgerichtet sei, werde er dem in den neuen Plänen Rechnung tragen. Seine ursprüngliche Lösung hält der Hamburger selbst für "gestorben", auch wenn sie von der Stadtverwaltung als eine von sechs möglichen Varianten gerade in die Machbarkeitsstudie geschickt wurde.

Am 23. März soll die 38.000 Euro teure Studie mit den geprüften Möglichkeiten (1. Umbau Paul-Thöne-Halle, 2. Anbau an die Stadthalle, 3. Theater auf dem Pfleiderer-Gelände, 4. Entwurf Beckmann, 5. Entwurf Friedrich und 6. die "kleine" Friedrich-Lösung) vom Architekturbüro Daberto im Kulturaus-schuss vorgestellt werden. Bleibt nur ein Problem: "Wir hatten abgestimmt, dass wir am 23. März der Stadt unsere Pläne übergeben", wie Professor Jörg Friedrich erklärt. Somit läge der "kleine Friedrich" zwar fristgerecht vor, wäre aber nicht Teil der Prüfung. Das Büro Friedrich will jetzt bei der Stadt Gütersloh nochmal nachhaken. "Es wäre ja schon sinnvoll, wenn unsere Pläne in die Machbarkeits-studie einfließen würden."

GLOCKE

Architekt Friedrich legt eine „kleine Lösung“ vor
Von Doris Pieper

Gütersloh (gl). „Seit rund 20 Jahren sitzen wir an dem Thema. Mittlerweile ist es unser ehrgeizigstes Projekt geworden.“ Der Hamburger Architekt Professor Jörg Friedrich möchte auch weiter im Rennen um ein neues Theater bleiben. Und dabei geht es nicht mehr (nur) um seinen „großen“, 30 Millionen Euro teuren und durch den Bürgerentscheid auf Eis gelegten Theaterneubau, sondern auch um eine abgespeckte „kleine Friedrich-Lösung“ für etwa 17,5 Millionen Euro.

Der Architekt hat sich gegenüber Baudezernent Josef E. Löhr und Joachim Martensmeier vom Büro der Bürgermeisterin und des Rates dazu bereit erklärt, in diesem vorgegebenen Kostenrahmen eine Vari-ante zu erarbeiten. Warum das nicht schon vor Jahren so gemacht worden ist, wusste Friedrich nicht zu erklären. Damals habe man den Auftrag gehabt, ein allein auf inhaltlichen Überlegungen und Wünschen basierendes Raumprogramm mit multifunktionalen Möglichkeiten zu entwickeln. „Das kam wohl noch aus einer gewissen Theatereuphorie heraus, die da herrschte“, versucht sich der Architekt zu erinnern. Wie realistisch diese Vorgaben für eine Stadt gewesen sind, die kein eigenes Drei-Sparten-Haus betreiben wollte, sondern „nur“ einen Gastspielbetrieb sein eigen nennt, habe er nicht überprüft. Das sei auch nicht seine Aufgabe gewesen. Auch jetzt werde der Hamburger mit seinem Team nach eigenen Aussagen ausschließlich im Rahmen der gemachten Vorgaben seitens der Verwaltung agieren.„Wir werden ein Objekt erarbeiten, dass beweglichere Bau-steine als bislang entwickelt.“ Gespart werden könne beispielsweise an Probebühnen und Garderoben, schließlich brauchen Gastspielensembles weniger Fläche als fest engagierte.

Die Bürger für Gütersloh (BfGT), die den Bürgerentscheid initiierten, sehen sich durch diese Äußerun-gen in ihrer Kritik an Friedrichs Großprojekt vom Architekten selbst bestätigt.

Wie und ob Jörg Friedrichs „reduzierte Variante eines ohnehin schon komprimierten Theaters“ noch in die bereits in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie mit einfließen kann, die die aktuellen Möglichkei-ten einer Theaterrealisierung durch Um-, An- oder Neubau überprüft, muss allerdings noch geklärt werden. Der

Architekt will seine „kleine Lösung“ nämlich erst am 23. März im Kulturausschuss vorstellen. Dann aber sollen laut Ankündigung der Verwaltung bereits die Ergebnisse der Studie vorgestellt werden.

06./07. März 2006