THEATERSPIELSTÄTTE TEIL III

KULTURAUSSCHUSS 22.11.2005 - Berichte

Initiierung einer standortbezogenen Bewertung - Machbarkeitsstudie (Standort Barkeystr. und Areal Pfleiderer) sowie Sondierung der Realisierungspotenziale für unterschiedliche Varianten einer Theater-spielstätte als Beurteilungs- und Entscheidungsgrundlage.

Der Verwaltungsvorschlag wurde mit Stimmenmehrheit von CDU, SPD und GRÜNEN angenommen. 2 Mitglieder der CDU enthielten sich, die BfGT sprachen sich zwar für eine Prüfung aus, erklärten sich jedoch mit der zusätzlichen Beauftragung eines externen Büro nicht einverstanden.

Verwaltung und Politik sind die Voraussetzungen und Möglichkeiten für den Standort Barkeystr. seit Jahren bekannt. In Bezug auf das Pfleiderer-Gelände ist darauf hinzuweisen, dass sich in Gütersloh ansässige Architekturbüros seit Jahren erfolgreich mit der Umwandlung und Nutzung alter Industrie-gebäude beschäftigen. Die Einschaltung eines externen Büros würde zusätzliche Kosten mit sich bringen, die im mittleren 5stelligen Bereich liegen. Wenn aufgrund der weiterhin angespannten Finanz-situation auf der einen Seite über Kürzungen und Streichungen nachgedacht wird, dürfen auf der anderen Seite unnötige und vermeidbare Kosten nicht produziert werden

Geprüft werden sollen die beiden alternativen Standorte für ein Theater an der Barkeystraße (Umbau oder Erweiterung der Paul-Thöne-Halle, Anbau an die Stadthalle) oder auf dem Pfleiderer-Areal. Entgegen der Zusagen im Ältestenrat verneinte Dezernent Kimpel diesmal die Einbeziehung der Beckmann/Wizckowiak-Pläne in die Prüfungen. Auf Drängen der BfGT sagte die Verwaltung zu, die Pläne in die Studie aufzunehmen. Dem CDU-Vorschlag, auch eine "abgespeckte Version" des Friedrich-Entwurfes zu pürfen, stimmten die BfGT zu.

Für die SPD sind Kosten und weitere Angaben in Bezug auf eventuelle Fördermittel notwendig, bevor über eine Auftragsvergabe entschieden wird. Die CDU äusserte sich kritisch / zurückhaltend zum "Kompetenzzentrum für Popularmusik" auf dem Pfleiderergelände und verwies auf die Haushaltlage, die sich seit dem Bürgerentscheid eher verschlechtert, als verbessert hat. Infraktuktur und Umfeld wären auf dem Areal komplett neu zu entwickeln.

Die UWG merkte an, dass die Zeit nicht mehr gegeben sein, um "große Gelder" auszugeben, sprach sich jedoch für die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie aus. FDP und GRÜNE äusserten sich ebenfalls positiv zur Prüfung der beiden Standorte und Möglichkeiten.

Nicht angenommen wurde der BfGTVorschlag, Gütersloher Architekten in Planungen und Unter-suchungen des Pfleiderergeländes einzubeziehen.

Nachfolgend die Medienberichte:

GLOCKE

Theater-Standorte kommen auf den Prüfstand - Von Doris Pieper - Gütersloh (gl).

Das Buch „Ein Theater für Gütersloh“ ist noch nicht zugeklappt. Im Gegenteil. Gestern hat der Kultur-ausschuss ein neues Kapitel begonnen. Bei einer Gegenstimme (BfGT) und zwei Enthaltungen (CDU) stimmte die Mehrheit dem Antrag des Kulturdezernenten Andreas Kimpel zu, eine vom Ältestenrat bereits befürwortete Machbarkeitsstudie zu initiieren. Bis zum Sommer 2006 soll damit die Grundlage für eine endgültige Theater-Entscheidung vorliegen.

Die Verwaltung hat den Auftrag erhalten, eine standortbezogene Bewertung der beiden derzeit mög-lichen Theaterstätten von einem externen Büro anfertigen zu lassen. Neben den altbekannten Ent-würfen für einen Neubau von Professor Friedrich und den Plänen des Architektenteams Beckmann soll die Studie das Realisierungspotenzial einer Spielstätte sowohl an der Barkeystraße als auch auf dem Areal Pfleiderer ausloten. Wie bereits berichtet, geht es beim ersten Punkt um einen eventuellen Um oder Erweiterungsbau der Paul-Thöne-Halle oder einen Anbau an die Stadthalle in Verbindung mit dem alten Theater. Beim zweiten soll eruiert werden, ob sich auf dem Pfleiderer-Gelände West ein Theater plus multifunktional nutzbarer Kulturstätten einschließlich eines (eventuell mit Landesmitteln geförder-ten) Kompetenzzentrums für Pop und Rockmusik entwickeln ließe. Das reicht zwar an die ursprünglich von Kimpel angedachte „Akademie für Popularmusik“ in Partnerschaft mit Bertelsmann nicht mehr heran, würde aber der bundesweit und gerade in Ostwestfalen zunehmenden Bedeutung von Rock und Pop (auch als Wirtschaftsfaktor) entsprechen. Nicht von ungefähr gibt es bereits eine Koordinations-stelle in Herford, hat Paderborn eine Forschungsstelle und die Detmolder Musikhochschule einen eigenen Lehrstuhl dafür eingerichtet. Die Machbarkeitsstudie soll städtebauliche Aspekte, architek-tonische und qualitative Nutzungsaspekte sowie die kulturpolitische Wirkung beider Optionen für die Stadt abzuklären. Die einzelnen Daten sollen vergleich- und damit nachvollziehbar für eine mögliche Umsetzung sein. Und natürlich müssen sie transparent über die erforderliche Finanzierung informieren. Kimpel erhofft sich davon eine Versachlichung der bislang so emotional geführten Theaterdebatte.

Dass der Dezernent für die Studie das Münchener Büro Daberto/Beneke, das den Theaterumbau in Bielefeld federführend begleitet, beauftragen möchte, stieß indes bei BfGT-Sprecher Nobby Morkes auf Ablehnung. Es gebe genügend Gütersloher Achitekten, die sich in der Materie auskennen würden. Außerdem sei doch von Pfleiderer bereits das Düsseldorfer Büro „Kai 18“ mit der Überplanung des 80 000 Quadratmeter großen Geländes beauftragt worden. Kimpel versprach nach dem jetzt erhaltenen Votum mit klärenden Gesprächen zu beginnen.

NEUE WESTFÄLISCHE

In Trippelschritten vorwärts Theaterfrage: Kulturausschuss ermächtigt Kimpel, Gespräche über eine Machbarkeitsstudie zu führen

Gütersloh (ram). Kulturdezernent Andreas Kimpel darf weitere Schritte hin zu einer Machbarkeitsstudie für eine Theaterspielstätte in Gütersloh gehen. Das beschloss der Kulturausschuss gestern – bei zwei Enthaltungen aus der CDU und einem Nein von der BfGT. Damit folgte die Mehrheit des Ausschusses einem Vorschlag des Ältestenrats aus der vergangenen Woche (wir berichteten). Geprüft werden sollen durch die Studie die beiden alternativen Standorte für ein Theater an der Barkeystraße (Umbau oder Erweiterung der Paul-Thöne-Halle, Anbau an die Stadthalle) oder auf dem Pfleiderer-Areal. An die Ergebnisse der Studie angedockt werden sollen auch die bereits existierenden Pläne des Hamburger Architekten Friedrich für einen Neubau an der Barkeystraße und die Pläne des Gütersloher Architekten Norbert Beckmann für einen Umbau der Paul-Thöne-Halle. In der Diskussion warb Kimpel nochmals für eine Prüfung des Pfleiderer-Areals. „Die Pläne für eine Rockakademie sind zwar gescheitert, aber es gibt Alternativen wie zum Beispiel die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Populärmusik“, so Kimpel. Darüber würde er gerne mit der Landesregierung sprechen, denn hier sähe er durchaus Chancen. Zudem nannte er die Urbanisierung des Pfleiderer-Geländes ein Zukunftsprojekt für kom-mende Generationen und eine Chance für die Stadtentwicklung. Kimpel: „Schlagen Sie die Tür für das Pfleiderer-Aral nicht zu.“ Gerhard Piepenbrock (CDU) bezeichnete es als sinnvoll, dass Pfleiderer-Gelände zu prüfen, betonte aber, dass es einer ungeheurenKraftanstrengung gleichkomme, dieses zu entwickeln. Daher warb Piepenbrock inständig dafür, sich in den Zeiten knapper Kassen eher auf eigene Möglichkeiten zu besinnen, „die eher im Bereich der Barkeystraße liegen“. Auf jeden Fall sei eine Machbarkeitsstudie sinnvoll. Auf Distanz zur Machbarkeitsstudie ging Norbert Morkes (BfGT). Der forderte zunächst die Einbeziehung der Beckmann- und Friedrich-Pläne in die Standort-Prüfung. Kritisierte dann aber die Vergabe der Studie an ein Büro an München. Morkes: „Wir haben Architekten vor Ort, die sich mit der Gestaltung von Industriebrachen auskennen und das Pfleiderer-Areal bewerten können.“ Befremden äußerte Morkes zudem darüber, dass Kimpel mit den Planern des Pfleiderer-Geländes vom Planungsbüro „kai 18“ keine Gespräche geführt habe. „Die wissen doch am besten, was da geht“, so Morkes. Und in puncto Standort Barkeystraße hält Morkes eh alles für untersucht. Daher sei die Vergabe nach München überflüssig. Das sah die Mehrheit anders und gab Kimpel grünes Licht, mit dem Architektenbüro Beneke/Daberto über die Inhalte der Studie zu sprechen, um dem Ausschuss einen Kostenvoranschlag über die Studie vorlegen zu können. Erst dann soll über deren Vergabe entschieden werden.

WESTFALENBLATT

Friedrich-Entwurf ist nicht vergessen -Kulturausschuss setzt Aufnahme in neue Machbarkeits-Studie durch

Gütersloh (rec). Der Streit um den Theaterneubau in Gütersloh ist noch lange nicht vergessen. Gegen die Absicht von Kulturdezernent Andreas Kimpel sollen auch die Ergebnisse zum Friedrich-Entwurf in die neue Machbarkeitsstudie einfließen. Das setzte der Kulturausschuss gestern Abend durch.

Der Kulturdezernent hätte am liebsten nur drei Varianten auf ihre Realisierungschancen hin prüfen lassen: den Um- und Erweiterungsbau der Thöne-Halle, einen Anbau an die Stadthalle und den Bau eines »Kompetenzzentrums für Popularmusik« auf dem Pfleiderer-Areal. Das »Kompetenzzentrum« ist die neue, abgespeckte Version der Pop-Akademie, deren Einrichtung nach dem Desinteresse des Bertelsmann-Konzerns nicht mehr möglich ist. Der Friedrich-Entwurf für ein neues Gütersloher Theater tauchte nicht im Prüfauftrag auf. Ingrid Schrader (SPD) und Gerhard Piepenbrock (CDU) widersprachen Kimpels Darstellung, wonach sich der Bürgerentscheid im Juni 2003 gegen den Friedrich-Entwurf ausgesprochen habe. »Der Entscheid richtete sich gegen einen Theater-Neubau in der damals angespannten finanziellen Situation. Der Entwurf selbst wurde von allen Seiten gelobt«, korrigierte Piepenbrock. Sogar der damalige Neubau-Gegner Norbert Morkes (BfGT) forderte gestern, auch den Friedrich-Entwurf mit in die Studie aufzunehmen.

Ganz wohl ist Kimpel dabei nicht. »Es kann nicht mehr darum gehen, einfach irgendwo ein neues Theater hinzustellen. Wir brauchen ein multifunktionales Kulturhaus, das in ein lebendiges Umfeld mit Gastronomie und urbanem Leben eingebunden ist.« Manfred Hambrink (FDP) und Gerhard Weißenberg (UWG) wollten Kimpel genau dafür ein Mandat erteilen - doch die Ausschussmehrheit zog nicht mit.

Norbert Morkes stimmte am Ende sogar gegen die gesamte Studie. Er war mit seinem Vorstoß gescheitert, die Studie ausschließlich von Gütersloher Architekten fertigen zu lassen. Darüber hinaus wunderte sich Morkes, dass der Kulturdezernent noch nicht ein Wort mit dem Projektentwickler Kai 18 gewechselt habe: »Ein renommierter Projektentwickler plant seit zwei Jahren mit dem Pfleiderer-Areal und kennt unsere Pläne nicht?« Kimpel wollte erst einen Auftrag für dieses Gespräch. Den hat er jetzt.